Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung!
W.L. ..... die Moltkestrasse
 war er nun Hauptbrandmeister? (Bild: privat)
Moltkestrasse, was ist das bloß für ein Name! Nun muss ich ja nicht gleich bei Wikipedia nachschauen um zu wissen, dass Moltke ein „Generalhauptobermeistermarschall“ oder so was, bei den alten Preußen war. Nüscht anderes, als ein Kriegsfürst, auf den ich als Namensgeber einer Strasse gerne verzichten könnte. Wie wäre es mit, z.B. „Marienkäferstrasse“, „Butterblumenallee“ o.ä.? Nun gut, kann ich nix machen! Übrigens, ganz so alt wie der „Dingsbums“ sind die Häuser in der Strasse nicht und die Bewohner erst recht nicht. Und solche „Großkopferten“ wie „der“, würden hier schon gar nicht wohnen. Nöööö, auch „Doktors“, Lehrer, große Politiker, und so, nöööö, nicht hier, Fehlanzeige. Manchmal parkt hier ein Porsche, sonst sind hier die Kleinwagen und Fahrräder in der Überzahl. Ach ja, die Autos mit dem „Blaulicht“ oben drauf, sollte ich nicht vergessen.
Hier wohnen kleine Leute wie ich, Rentner die gerade mal so über die Runden kommen, junge Handwerkerfamilien, deren ganzes Geld in die „Aufzucht“ ihrer Kinder geht. Sehr viel Geld wird auch in einen anscheinend glückselig machenden Rausch investiert. Putzfrauen, Langzeitarbeitslose, Menschen vieler Nationen leben hier beisammen. Nicht immer einträchtig, nicht immer harmonisch aber irgendwie fühle ich mich hier wohl. Man kennt sich und hält auch schon mal ein Pläuschchen ab. Ich finde es beim morgendlichen Gang zum Bäcker schön, wenn jemand über die Strasse einen Gruß zu ruft. Hast Du Dir schon einmal die irre schöne Nachbarstrasse mit ihren Akazien angesehen. Da kommt so schnell kein Regentropfen durch, eher wirst Du mal von einem Vogel….. getroffen. Nun wohnen wir hier „gut und gerne“ 25 Jahre. Die Menschen kommen und gehen und wir rücken immer ein Stückchen weiter zum „gehen“! Wie oft sehe ich den „Hausrat eines Lebens“ vor dem Haus stehen, um in der Müllpresse zu verschwinden. Alles was übrig bleibt, ist die Erinnerung.
Was mich manchmal traurig macht, manchmal aber auch amüsiert, wie wenig die „Großkopferten“ von uns wissen. Da bekomme ich in Stammtischdiskussionen der politischen Parteien doch schon einen „heiligen Zorn“, wenn es z.B. um die Integration von Ausländern geht, wenn es um…. fein ausgedrückt ….. „übermäßigen Alkoholkonsum“ geht, um Missbrauch, um ……..! Haben die kluge Sprüche drauf! Pahhhh, watt die so alles wissen! Und sind sie sich einig, komme ich Klugscheißer an und frage die doch tatsächlich, wer mit „solchen Problemfällen“ in einem Hause wohnt, ….. oder in unmittelbarer Nachbarschaft. Nee niemand nicht!
Oh Mann, dann denke ich daran, dass von denen der Keller, gar die Garage, oft größer ist, als hier in der Moltkestrasse die „Durchschnittswohnung“ Quadratmeter hat.
Muss ich denen denn auch ihr überaus gutes Ergebnis mit solch blöden Fragen kaputt machen? Kurz gesagt, ich wohne mit „solchen Problemfällen“ im Hause, bzw. in unmittelbarer Nachbarschaft, kann mich nicht hinter dicke Mauern oder Hecken zurückziehen.
Dennoch ist für mich unsere kleine Welt, hier in der Strasse mit dem großen Namen, noch in Ordnung. Wenn morgen früh um sieben wieder die kleine Glocke von der katholischen Kirche herüber getragen wird, stehe ich am Küchenfenster und lasse mich zu ein paar Minuten Besinnung verleiten. Wenn ich etwas später das „Getobe“ der Kinder aus dem nahe gelegenen Kindergarten höre, die Meisen in „meiner“ Birke hinter dem Haus herumtoben, ja, dann ist die Welt wieder in Ordnung.
W.L.
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